Holzschnitte Jona-Buch

Zu den Holzschnitten

Das Buch des Propheten Jona gehört ohnezweifel zu den Büchern der Bibel, die immer wieder eine Herausforderung für die Künstler waren und sind. In der Regel geht es dabei um eine aus anschaulicher Logik entwickelte ästhetische Sinneinheit von Inhalt, gleicher graphischer Formensprache der Bildfolge, Typographie und äußerer Hülle (Einband, Mappe). Die Holzschnitte zum Jona-Buch von Gerhard Marcks [Link] sind ein herausragendes Beispiel für diese Auffassung.

Die hier gezeigte Holzschnittfolge geht von einer anderen Einstellung aus. Nicht so sehr der ästhetisch-formale Zusammenhang, sondern die einzelne Szene sollte in ihrer relativen Für-sich-Bedeutung verstanden werden. So gibt es mit der unterschiedlichen Schwarz-weiß-Betonung nur eine lose Bindung. Zum Beispiel:

  • Die ungeheure dramatische Wucht des „gewaltigen Sturmes“ (1,4) und die Notschreie aus der Tiefe (2,3-,6) sind anders aufgefaßt als das freundlich-lyrische Dasein unter dem Sonnenschutz, über den sich Jona „freute“ (4,6).
  • Die Jona-Figuren (1,3 und 3,2-3) sind ähnlich durch den inhaltlichen Bogen zwischen Ungehorsam und Flucht am Anfang und Gehorsam und Ankommen späterhin.
  • Ein extremes Querformat unterstützt das Bild einer langen Wegstrecke (3,3).

So sollte man auch die anderen Bilder erst einmal als für sich stehend betrachten und dann erst den Zusammenhang sehen, der hier lose durch die geschnittenen Textzeilen gerade noch verständlich ist. Ein Versuch.

J.P.

Martin Luther, Die ganze Heilige Schrift, 1545/1546. Dazu die Textfassung von 1984. Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart.

Martin Buber, Franz Rosenzweig, Die Schrift, Bücher der Kündung. Lambert Schneider und Deutsche Bibelgesellschaft.